Die Kritik gilt dem Landrat, nicht seinem Team

Grüne kontern Vorhaltungen aus dem Landratsamt und fordern Neutralität

Es ist an sich eine schöne Sache, wenn sich MitarbeiterInnen vor den Chef stellen, zeugt es doch von einem vertrauensvollen Verhältnis. Wir bedauern es sehr, wenn unsere Pressemitteilung als Kritik an den Beschäftigenden empfunden wurde, nachvollziehen können wir das aber nicht.

In all unseren Argumenten haben wir den Landkreis-Chef angesprochen, der die politische Verantwortung für die Lage in Rottal-Inn trägt. Mit keinem Wort war davon die Rede, dass die MitarbeiterInnen im vergangenen Jahr schlechte Arbeit geleistet haben, denn das wäre nicht wahr. Wir bedanken uns ausdrücklich für den sehr großen Einsatz und die vielen Überstunden, die geleistet wurden. Und wir wissen, dass die Arbeit im Dienste der BürgerInnen extrem viel abverlangt.

Die Kritik an der Entwicklung halten wir aber natürlich aufrecht.

Vieles ist durch falsche Entscheidungen im Landtag und im Bundestag entstanden. Für einiges, das klar in seinen Zuständigkeitsbereich fällt, muss Herr Fahmüller aber auch geradestehen, nicht sein Team.

Dass die Möglichkeiten einer Impfkampagne nicht ausgeschöpft wurden, weil die Behörde sich einer Neutralität verpflichtet sieht, ist ein interessanter Standpunkt. Diese Neutralität hätten wir uns auch in der Pressemitteilung aus dem Landratsamt gewünscht.

Hans Irl öffentlich in einen Topf zu werfen mit «selbst ernannten Corona-Experten, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben», ist ungerecht.
Das Gegenteil ist der Fall: Herr Irl hat sich an der LMU mit der numerischen Lösung von Differentialgleichungen beschäftigt. Das in der mathematischen Epidemiologie eine wichtige Rolle spielende sogenannte «SIR-Modell» beruht gerade auf solchen. Irl bezieht sich stets auf die Publikationen von ausgewiesenen Experten. Und er macht sich ehrlich Sorgen um die BürgerInnen in unserem Landkreis, wie wir alle.

Diese Vorwürfe gegen uns in die Zeitung zu setzen, ist eine Sache.
Sie aber auch auf der offiziellen Homepage des Landkreises zu veröffentlichen, ohne dazu das Original der Grünen Fraktion zu stellen, halten wir eher für das Gegenteil von neutral. Es ist wohl auch ein absolutes Novum, über die Homepage auf eine Partei zu schießen.

Kokettierend, wie in dem Text behauptet, sind wir in dieser schrecklichen Situation nicht. Was wir im Sommer zu 50 vorgehaltenen Personen in der Kontaktverfolgung gesagt hätten, können Sie nicht wissen. Uns hat nämlich niemand gefragt. Diese vielen Interpretationen sind verständlich, schließlich liegen auf allen Seiten die Nerven blank. Wir sollten aber bei den Fakten bleiben.

Nicht jeder Landkreis hat die Kontaktermittlung stark reduziert. Stellenausschreibungen oder Bemühungen, die Kapazitäten hier kräftig hochzufahren wurden nicht ausreichend kommuniziert.

Es gibt in Niederbayern wohl kaum einen Landkreis, in dem wie bei uns am Wochenende das Impfzentrum und das Testzentrum geschlossen sind. Bis zum 27. November ist es BürgerInnen, die einen PCR Test machen müssen oder eine Meldung der Corona WarnAPP erhalten, definitiv nicht möglich, am Wochenende getestet zu werden.

Viele unserer BürgerInnen fahren derzeit zum Impfen oder Testen nach Altötting.  Die geringe Impfquote ist seit Monaten bekannt, auch welche Auswirkungen diese auf lokaler Ebene haben wird. Die Regierung von Niederbayern hatte deshalb in einem Schreiben im August gefordert, die Schließung der Impfzentren so zu organisieren, dass die Kapazität jederzeit wieder hochgefahren werden kann.

Die Beschwerden einiger Mitarbeiter beim Pressesprecher über unsere deutlichen Worte nehmen wir zur Kenntnis.

Auch wir haben vor und nach dem Artikel intensive Gespräche mit Menschen aus BRK, Privatpraxen und aus den Kliniken geführt. Viele haben uns von dem Personalmangel berichtet, der gerade schwer zu lösen ist. Einige haben sich für unser Engagement bedankt.

Nehmen wir diesen Schlagabtausch in der Presse doch als Einstieg in einen intensiveren Austausch.
Wie wäre zum Beispiel eine wöchentliche FraktionsprecherInnen-Besprechung online? Gerne mit einem Stellvertreter des Landrats und ExpertInnen, die sagen können, was getan werden muss, anstatt nur darüber zu reden, was gerade getan werden kann.

Passauer Neue Presse vom 20.11.2021
Den ganzen Artikel gibt’s hier auf PNPplus

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