Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich verteidigt Schritt und bekommt Unterstützung von den Grünen
Für seine kurzfristig getroffene Entscheidung, die Saunen in den Thermal- und Heilbädern, die von Zweckverbänden getragen werden, abstellen zu lassen, um Gas einzusparen, ist Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bereits von mehreren Hotelbetreibern in den betroffenen Kurorten heftig kritisiert worden. Doch jetzt gab es für diesen Schritt Unterstützung: Bei einem Treffen mit Vertretern des Landesvorstandes der Grünen wurde Heinrich bestätigt, den richtigen Schritt zur richtigen Zeit getan zu haben.
Im Freilichtmuseum in Massing sprachen Heinrich und Bayerns Grünen-Chef Thomas von Sarnowski, MdL Rosi Steinberger sowie Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl und die Bezirkstagsmitglieder Mia Goller und Markus Scheuermann. Es habe sich um eine «dringliche Anordnung» gehandelt, die er zuvor noch telefonisch mit den Bürgermeistern und Landräten der betroffenen Bäder besprochen hatte, sagte Heinrich zur überraschenden und kurzfristigen Schließung der Saunen. «Mir ist natürlich auch klar, dass die Sauna-Bereiche ein wichtiger Teil unseres Angebotes sind, und mir ist die Entscheidung auch nicht leichtgefallen, aber sie war unausweichlich.»
Er verwies auf ein Schreiben des Gasversorgers Energie Südbayern, in dem klargestellt wurde, dass Einrichtungen wie die von den Zweckverbänden des Bezirks betriebenen Bäder bislang im Energiewirtschaftsgesetz nicht als «priorisiert» gelten, im Gegensatz zu Kliniken oder anderen Gesundheitseinrichtungen etwa. «Wir müssen jetzt alles dafür tun, damit wir in diese Liste aufgenommen werden, denn unser Thermalwasser ist ein wichtiges Heilmittel, das gerade Menschen hilft, die unter chronischen Beschwerden oft schon seit Jahren leiden», sagte Heinrich.
«Wir geben das Geld der Steuerzahler aus»
Aber man müsse so ehrlich sein, dass eine Sauna zwar angenehm, aber kein Heilmittel sei. Man könne sich nicht darum bemühen, die Bäder als Gesundheitseinrichtungen einstufen zu lassen, um ihre Gasversorgung zu sichern, und gleichzeitig die Sauna mit «Volldampf» weiterlaufen lassen. Heinrich: «Da machen wir uns unglaubwürdig.»
Zusammen mit Thermen-Werkleiter Franz Altmannsperger verwies der Bezirkstagspräsident noch auf einen anderen Aspekt, der gravierende Auswirkungen auf die Bäderlandschaft in Niederbayern haben könnte: Selbst, wenn die Bäder komplett zusperren müssten, weil sie nicht als «geschützte Kunden» eingestuft werden, müsste ein Viertel des bisherigen Gasbedarfs eingesetzt werden, um Schäden an Technik und Anlagen zu vermeiden.
«Hier geht es um Beträge im Bereich von Millionen, das würde die Bäder in echte Gefahr bringen mit allen Folgen für Arbeitsplätze und Wirtschaft. Das kann niemand wollen. Also verzichten wir lieber zunächst auf die Sauna, sparen zumindest schon eine durchaus spürbare Menge an Gas ein und zeigen auch den entscheidenden politischen Ebenen, dass wir die Priorisierung brauchen und dass wir bereit sind, etwas zu tun, um unseren Einsparwillen zu zeigen», so Heinrich.
Die Kritik aus Reihen des Beherbergungsgewerbes wolle er nicht einfach zur Seite schieben, merkte er noch an. Klar sei aber auch: «Wenn ein privates Unternehmen im Hotel oder der eigenen Therme den Saunabereich, der ja sehr energieintensiv ist, weiterlaufen lässt, dann ist das die Entscheidung des Eigentümers. Dem reden wir nicht rein. Aber wir geben hier das Geld der Steuerzahler aus.» Letztendlich wolle man das Heilmittelangebot auf jeden Fall weiter anbieten, dies sei auch ohne Saunabereich möglich.
Grünen-Landeschef Thomas von Sarnowski stellte sich hinter diese Aussage: «Die Situation ist ungewöhnlich und schwierig, das verlangt auch entsprechende Entscheidungen.» Dass die für die Behandlung von Krankheiten wichtigen Bereiche der Thermen mit Gaslieferungen weiterbetrieben werden können, sei auf jeden Fall ein wichtiges Ziel. Es handle sich hier nicht um «Spaßbäder», sondern um wichtige Gesundheitseinrichtungen.
Von Sarnowski fordert, dass man daran arbeiten müsse, die Thermen so bald wie möglich unabhängig zu machen von fossilen Energien. «Wenn es uns vom Gesetzgeber möglich gemacht wird, das heiße Wasser aus der Tiefe auch für die energetische Nutzung zu verwerten, dann hätten wir hier große Möglichkeiten.» Man sei aber schon dabei, wirksame Maßnahmen zur Energieeinsparung zu nutzen, meinte Heinrich dazu.
Kontakt mit Habeck aufnehmen
MdL Rosi Steinberger sicherte zu, dass sich die bayerischen Grünen wegen der Priorisierung der Thermen hinsichtlich der Gasversorgung baldmöglichst mit Wirtschaftsminister Habeck in Verbindung setzen werden. Denn an der Bedeutung der Thermen als Gesundheitseinrichtungen bestünde kein Zweifel. Es müsse erklärtes Ziel sein, die niederbayerischen Thermen sicher über den Winter zu bringen. Wenn sich die Situation wieder entspanne, dürfe es kein «weiter wie bisher» geben, sondern: «Es müssen alle Möglichkeiten geprüft werden, wie man vom Gasverbrauch runter- oder wegkommen kann.»
Mia Goller unterstrich am Ende, dass sie, wie ihr Fraktionskollege Markus Scheuermann, hinter der Entscheidung stehe: «Es gab hier keine andere Möglichkeit, das muss man akzeptieren. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, über eine Priorisierung beim Gas-Bezug die medizinischen Bereiche der Thermen zu halten.»
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